
Die Einschränkungen durch die andauernde Corona-Pandemie hat verschiedene Einflüsse auf unser Projekt. Unter anderem wurden die Institutionen, in denen das Tiertraining stattfindet geschlossen. Die Doktoranden Kenneth, der die Königspinguine im Odense Zoo trainierte, und Tabea, die im Marine Science Center in Rostock arbeitete, berichteten bereits von den Auswirkungen der Maßnahmen. Diese Reihe wird nun mit einem Bericht aus Stralsund vervollständigt.
Das Ozeaneum in Stralsund war im Frühjahr 2020 für 2 Monate geschlossen, über den Sommer stark von Besucher-Höchstgrenzen eingeschränkt und seit November wieder geschlossen. Für die doch sehr neugierigen und an Besucher gewöhnten Humboldtpinguine auf der Dachterrasse war es wesentlich ruhiger. Ein ruhiges Umfeld ist für das Hörtraining natürlich vorteilhaft, da es weniger Störgeräusche von außen gibt, die zum Einen die Pinguine ablenken könnten und zum Anderen die getesteten Tonsignale übertönen könnten. Doch wie schon bei Kenneth und Tabea bringen Anti-Corona-Maßnahmen wie Schließung und Hygienekonzept auch ihre Nachteile.
Die Tierpfleger des Ozeaneums teilten sich in 2 Teams auf, die wöchentlich wechselten, um die Versorgung der Tiere und die Reinigung der Aquarien zu gewährleisten. Sofern sich ein Mitarbeiter infiziert, müsste nur ein Teil der Kollegen in Quarantäne. Das 3-mal tägliche Training der vier Humboldtpinguine erfolgt von Tierpflegerin Anne May und Doktorandin Helen Rößler. Normalerweise kümmert sich Anne morgens um die Fischzubereitung, die Reinigung der gesamten Pinguinanlage und das erste Training, während Helen mit einer Session am späten Nachmittag den Trainingstag beendet. Das Mittagstraining nutzen beide um sich auszutauschen und den Trainingsfortschritt zu besprechen. Während der Corona-Maßnahmen fiel das Mittagstraining nun weg um sich nicht zu begegnen, persönlicher Kontakt musste gemieden werden und Austausch fand nur noch telefonisch oder mit freundlichen Notizzettel statt. Um den Kontakt zu den wöchentlich wechselnden Aquarien-Pflegeteams zu meiden wurde die Pinguinfischzubereitung aus der allgemeinen Fischküche ausgelagert.
Aufgrund der Schließung für den Besucherverkehr war das Ozeaneum auch für Mitarbeiter nur eingeschränkt begehbar, sodass die Trainingszeiten an die Schließungszeiten angepasst wurden. Das tägliche Grüßen des Sicherheitsdienstes war die einzige persönliche Konversation die Helen mit Menschen in dieser Zeit führte. Trotz der Einschränkungen konnten Anne und Helen durchgängig am Training festhalten und auch die ersten Frequenzen bei unterschiedlichen Lautstärken testen, sodass das Ziel, erstmals ein Audiogramm, welches die Hörfähigkeiten von Humboldtpinguinen in Luft aufzeigt, in greifbare Nähe gerückt ist. .
Um auch die besucherentwöhnten Pinguine auf Trab zu halten, gab es für diese Ausflüge auf die menschenleere Dachterrasse. Die Vier genossen die neue Perspektive und alles wurde genau unter die Lupe genommen.